Auteur(s)
Janssens Rudi
Bron

BRIO-matrixfiche, 2018

Organisatie
Jaar
2018
Taal
DE
matrix abc fiches

1. Situierung

Eines der bemerkenswerten Ergebnisse der Erhebung zum Sprachbarometer ist die zunehmende Diskrepanz zwischen der Zahl der Personen, die eine Sprache „gut bis hervorragend“ sprechen, und der Anzahl der Brüsseler, die die Sprache effektiv verwenden. Ein Rückgang der Sprachkenntnisse entspricht nicht einem Rückgang bei der Verwendung dieser Sprache, oft im Gegenteil (Link zu Fiche1).

2. Sprachkenntnisse versus Sprachgebrauch

Tabelle 1 bietet einen Überblick darüber, wie Personen, die die vier bekanntesten Sprachen in Brüssel gut oder hervorragend beherrschen, diese Sprachen erworben haben. Auffallend ist hierbei, dass der Anteil der Brüsseler, die die Sprache von zu Hause aus gelernt haben, nie höher war als bei denen, die die Sprache im Schulunterricht oder anderswo erworben haben. Insbesondere für Französisch und Niederländisch nimmt die Anzahl der Brüsseler ab, die Sprache gut bis hervorragend beherrschen, wenn diese keine Umgangssprache ist.

Spracherwerbung

Nl

Fr

Eng

Arab

Als Umgangssprache

73,0%

82,8%

8,4%

94,6%

Einzige Umgangssprache

31,7%

59,6%

4,4%

51,3%

In Kombination

41,3%

23,2%

4,0%

43,3%

Über den Schulunterricht

25,4%

10,6%

74,9%

-

Niederländischsprachiger Unterricht

10,5%

8,9%

60,4%

-

Gemischter Lehrplan

3,2%

0,6%

3,5%

-

Französischsprachiger Unterricht

11,7%

2,1%

11,0%

-

Anderswo

1,5%

5,7%

16,6%

5,4%

Tabelle 1. Spracherwerbung Niederländisch/Französisch/Englisch/Arabisch (TB4)

Doch die Verwendung dieser Sprachen liegt dennoch höher als man auf Grund von Tabelle 1 erwarten kann.

3. Die mehrsprachige Realität

Die Tatsache, dass verschiedene Sprachen in privaten Gesprächen in einer Gesellschaft verwendet werden, die von einer solchen Vielfalt geprägt ist wie Brüssel, ist offensichtlich. Aber auch im Alltag und in anderen Sprachbereichen werden in Brüssel oft mehrere Sprachen gesprochen. Obwohl 87% der Brüsseler unter allen Umständen kein Problem haben, in allen Umständen Französisch zu sprechen, nimmt die Vielfalt des Sprachgebrauchs zu.

Die Tabellen 2 und 3 veranschaulichen diese Entwicklung. Tabelle 2 bezieht sich auf den meist informellen Sprachgebrauch bei den Nachbarn. Tabelle 3 zum Sprachgebrauch im Brüsseler Arbeitsbereich, einer Domäne, die an eine Reihe von Vorschriften gebunden sein kann.

Die Nachbarn sprechen in der Hälfte der Fälle Französisch, in anderen Fällen werden verschiedene Sprachen gesprochen. Die Anzahl der Brüsseler, die mit den Nachbarn nur Niederländisch, Englisch oder eine andere Sprache sprechen, ist unerheblich. Neben der traditionellen Kombination Niederländisch/ Französisch steigt auch die Verwendung von Englisch in Kombination mit Französisch.

 

 

TB1

TB2

TB3

TB4

Französisch

77,4%

84,9%

53,6%

54,6%

Niederländisch

1,5%

1,0%

0,7%

0,2%

Englisch

0,3%

0,4%

0,6%

0,3%

Niederländisch/Französisch

11,5%

8,2%

11,6%

15,9%

Französisch/Englisch

1,5%

2,2%

5,9%

11,6%

Niederländisch/Französisch/Englisch

0,8%

0,4%

18,3%

7,8%

Französisch/andere talen

5,5%

2,6%

8,1%

9,1%

Andere talen

1,5%

0,4%

1,2%

0,5%

Tabelle 2. Sprachgebrauch mit den Nachbarn

Die Verwendung von Sprache im Arbeitsbereich zeigt dieselbe Entwicklung, obwohl Einsprachigkeit dort seltener ist und die Kombination der drei Kontaktsprachen allmählich offensichtlich wird.

 

TB1

TB2

TB3

TB4

Französisch

73,3%

40,7%

32,2%

33,9%

Niederländisch

4,3%

0,6%

1,7%

0,0%

Englisch

4,8%

2,3%

1,7%

0,2%

Nied/Französisch

10,6%

25,0%

16,7%

18,1%

Französisch/Englisch

2,4%

10,3%

17,0%

20,1%

Nied/Englisch

0,3%

0,3%

0%

0%

Nied/Französisch/Englisch

3,5%

20,3%

30,7%

28,1%

Tabelle 3. Sprachgebaruch im Arbeitsbereich

Die oben genannten Sprachbereiche veranschaulichen den Umgang mit Sprachen in einem mehrsprachigen urbanen Kontext. Nehmen wir das Beispiel Niederländisch: 16,3% behaupten, die Sprache gut zu sprechen, aber 23,9% verwenden die Sprache in der Kommunikation mit den Nachbarn, und sogar 46,2% sprechen Niederländisch im Arbeitsbereich.

Schließlich zeigt Tabelle 4 den Sprachgebrauch in Geschäften, der nicht nur eine vergleichbare Verschiebung des Sprachverhaltens zwischen TB1 und TB4 zeigt, sondern auch, dass mehr als ein Drittel der Brüsseler aus einsprachigen französischsprachigen Familien sich auch nicht auf Französisch in einem Bereich beschränkt, in dem die Verwendung von Französisch sehr dominant war (81,8% in TB1).

TB4

Fr

Nl

Fr-Nl

Fr-And

And

TB4

TB1

Französisch

63,8%

19,7%

42,2%

56,9%

49,0%

55,2%

81,8%

Niederländisch

0,0%

2,9%

0,0%

0,0%

0,2%

0,2%

2,7%

Nied + Französisch

20,3%

70,1%

45,2%

12,6%

8,2%

22,4%

6,0%

Nied +Französisch + Englisch

7,3%

5,8%

9,1%

6,5%

3,8%

6,6%

0,1%

Französisch + Englisch

8,2%

0,7%

2,3%

7,7%

12,4%

8,0%

0,7%

Französisch + Arabisch

0,0%

0,7%

0,0%

8,9%

12,2%

3,6%

4,0%

Tabelle 4. Sprachgebrauch in den Geschäften nach Umgangssprache (TB1, TB4)

Dies deutet auf einen anderen Umgang mit Sprachen hin. Der Höhepunkt in Bezug auf die Arabischkenntnisse der Jugendlichen in TB3 war bereits ein Beispiel dafür. Junge Menschen stellen ihre eigene Brüsseler Version von Arabisch her und mischen Französisch, Slang und die Sprache ihrer Eltern als gemischte Sprache und betrachten dies als Arabisch. Auf diese Weise mischen die Menschen auch in derselben Konversation zunehmend andere Sprachen, oder es wird durch eine passive Kenntnis der Sprache möglich, sie in Gesprächen zu verwenden. Dieser Umgang mit der Sprache kann aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse notwendig sein. Aber bei anderen Menschen, zum Beispiel bei jungen Menschen, kann es sich auch um eine bewusste Strategie handeln, obwohl sie die Sprachen in einer Standardsprache ausreichend beherrschen. Diese Vielfalt wird durch ein sich veränderndes Kommunikationsmuster und die zunehmende Bedeutung der sozialen Medien und der transnationalen Kontakte, welche die Kenntnis der lokalen Amtssprachen weniger dringlich machen.

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Meertaligheid
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Brussels Hoofdstedelijk Gewest
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